Wir machen uns für ein diskriminierungsfreies Griesheim stark

Griesheim Schriftzug als Graffiti
Aktionsjahr Gemeinsam in Griesheim startet mit Stadtteilfest
2. August 2019
Die Initiatoren von Gemeinsam in Griesheim

Wir machen uns für ein diskriminierungsfreies Griesheim stark

Anfang 2019 haben sieben Griesheimer Kinder- und Jugendeinrichtungen gemeinsam mit dem Quartiersmanagement das Projekt „Gemeinsam in Griesheim“ ins Leben gerufen. Im Interview erläutern Sonja Schindler (3. v. l.) , Mitarbeiterin von fema Treffpunkt für Mädchen und Frauen, und Maximilian Förtner (1. v. l.) vom Nachbarschaftsbüro Griesheim die Ziele.

 

„Gemeinsam in Griesheim“ wurde initiiert von den Griesheimer Einrichtungen fema – Treffpunkt für Mädchen und Frauen, IB Jugendclub Griesheim, Jugendclub Griesheim Ev. Verein für Jugendsozialarbeit, KiFaZ, Kinder- und Jugendbüro ev. Gemeinde, Krabbelstube und Kinderladen Wirbelwind, Nachbarschaftsbüro Griesheim sowie TuWas – Das Ganztagsangebot der Georg-August-Zinn-Schule. Was möchten Sie bewirken?

Sonja Schindler, fema: Es geht uns vor allem darum, Kindern und Jugendlichen, aber grundsätzlich allen Anwohner*innen des Stadtteils zu vermitteln, wir wissen es gibt Rassismus, Sexismus, Diskriminierung von Menschen mit physischer oder psychischer Behinderung und viele andere Diskriminierungsformen auch in Frankfurt Griesheim. Einerseits stellen wir uns gemeinsam mit allen Unterzeichner*innen des Plakates gegen eine alltägliche Verschärfung dieser Diskriminierungsformen, die gerade im aktuellen gesellschaftlichen Rechtsruck immer unverblümter zu Tage treten. Andererseits wollen wir sehr gerne Beschwerdestellen sein, Schutz und Unterstützung bieten, sich dem entgegenzustellen. Darüber hinaus wollen wir besonders der Jugend ihre Rechte aufzeigen und gemeinsam diskutieren, was ihnen fehlt, wie es ihnen im Stadtteil geht und wo sie Veränderungsbedarf sehen. Zusammen ist es uns ein Herzensanliegen, Veranstaltungen und Räume zu schaffen, an denen ALLE hier lebenden Menschen sich begegnen und sich austauschen können, um gegenseitige Vorurteile abzubauen, sich kennenzulernen.

 

Wie nehmen Sie den Zusammenhalt in Griesheim wahr? Gibt es ein aktives Stadtteilleben? Wie wichtig ist das Engagement von Multiplikatoren wie Ihnen?

Maximilian Förtner, Quartiersmanagement: Griesheim hat das große Glück, dass die sozialen Einrichtungen untereinander sehr gut vernetzt sind und alle an einem Strang ziehen. Auch gibt es viele Anwohnende, die sich für den Stadtteil engagieren, sei es für Projekte wie das Bahnhofsgärtchen, kulturelle Veranstaltungen oder einfach regelmäßige soziale Treffpunkte, die ein nachhaltiges Zusammenleben im Stadtteil fördern. Zusätzlich gibt es zahlreiche Vereine im Stadtteil. Dennoch gibt es natürlich auch in Griesheim Spannungslinien zwischen Generationen, verschiedenen Herkünften oder unterschiedlichen Lebensstilen. Was wir nun hoffen, ist mit dem Projekt von Gemeinsam in Griesheim ein Bindeglied zu schaffen und auch interessierte Vereine, Einrichtungen und Gruppen zu unterstützen ihre Angebote und Veranstaltungen beispielsweise auf unserer Homepage bewerben zu können. Insofern sehen wir die Aufgabe von uns als Multiplikator*innen vor allem auch als vermittelnde Instanz. Der Zusammenschluss von Kinder- und Jugendeinrichtungen, aber eben auch dem Quartiersmanagement deckt damit ein breites Spektrum an Zielgruppen ab.

 

Als Leitmotive haben Sie die drei Kernbotschaften „Wir sind alle gleich wichtig“, „Schau hin“ und „Misch Dich ein“ ausgewählt. Warum gerade diese?

Schindler: Bis zum Festlegen der Kernbotschaften war es ein langer Prozess. In vielen Gremien und Brainstormings haben wir uns überlegt; worauf kommt es an im gemeinsamen Zusammenleben, was braucht eine Gesellschaft, wie wollen wir im Stadtteil leben? Demokratische Grundsätze sind uns dabei natürlich wichtig gewesen. Gleichzeitig sollte es sprachlich wirklich alle erreichen und damit auch kurz und auf den Punkt gebracht werden. Der erste Satz: Wir sind alle gleich wichtig, ist allen voran ein Statement im Sinne der Menschenrechte. Es gibt keine realen Hierarchien, wir sind alle gleich wichtig. Aussehen, Religion, Geld, Herkunft, diese Unterschiede sind und dürfen niemals entscheiden, welche Rechte und wie viel Respekt einem Menschen gebühren. Uns gegenseitig zu unterstützen und damit Benachteiligungen entgegenwirken, in dem wir Einfluss und Macht untereinander teilen, füreinander einstehen. All dies findet sich unter „Schau hin“. Zu guter Letzt ist es wichtig, Engagement zu zeigen und sich aktiv in der Gesellschaft zu beteiligen, auch um diese eben beschriebenen Grundsätze zu verteidigen. Also: Mischt euch ein!

 

Richtet sich „Gemeinsam in Griesheim“ nur an Kinder und Jugendliche? Oder sind alle Bewohner*innen des Stadtteils angesprochen? Was würden Sie sich von den Griesheimerinnen und Griesheimern wünschen?

Förtner: Wir würden uns freuen, wenn die Menschen aller Altersgruppen sich aktivieren ließen, an unseren Angeboten teilnehmen oder sich an uns wenden, wenn sie selber etwas anbieten wollen. Und natürlich hätten wir große Freude daran, auf den Straßen Griesheims den Austausch von Freundlichkeit und gegenseitiger Hilfsbereitschaft weiterhin und vermehrt zu beobachten.

 

Was erwartet die Griesheimerinnen und Griesheimer im Rahmen des Aktionsjahres? Wie tragen Sie die Botschaften in den Stadtteil?

Schindler: Für das restliche Jahr 2019 haben wir noch unterschiedliche Dinge geplant. Mit unserer Website haben wir eine Informationsplattform geschaffen, die die Griesheimer*innen über das Projekt und das soziale Leben im Stadtteil auf dem Laufenden halten soll. Hier werden wir auch auf die kommenden Veranstaltungen, wie beispielsweise das Bunkerfest im September oder das Erzähl-Café innerhalb der Interkulturellen Wochen im November, hinweisen.

Förtner: Gegen Ende des Jahres soll es voraussichtlich noch eine Diskussionsveranstaltung geben, auf welcher auch gerne mal um die Sache und unseren Zusammenhalt in Griesheim gestritten werden darf. Denn zu einer demokratischen Kultur gehört es natürlich auch, sich die gesellschaftlichen Werte gemeinsam zu erstreiten.