Was war denn da im Saalbau los? Auf dem Vorplatz fiel der Blick als erstes auf die Frischhaltefolie, die zwischen zwei Säulen gespannt war, Musik schallte aus den Lautsprechern im Saal, Kinder und Erwachsene wuselten durcheinander, die Stimmung war ausgelassen und voller Vorfreude auf den gemeinsamen Nachmittag. Eingeladen zu diesem Nachmittag hatte das Aktionsbündnis „Gemeinsam in Griesheim“. Das Stadtteilfest am 3. Mai war der Auftakt zum Aktionsjahr 2019, das unter dem Slogan „Gemeinsam in Griesheim“ für Vielfalt und Toleranz im Stadtteil steht. Viele Griesheimer Einrichtungen rufen gemeinsam dazu auf, sich Rassismus, Gewalt, Radikalisierung und gesellschaftlicher Spaltung entgegenzustellen.
Jedes Projekt braucht Vorbereitung und Organisation. Für „Gemeinsam in Griesheim“ hat sich ein Team zusammengefunden, das sich aus Vertreter*innen verschiedener Griesheimer Einrichtungen zusammensetzt. Für alle ein zusätzliches Projekt, wird „Gemeinsam in Griesheim“ aber keineswegs stiefmütterlich behandelt. Aus Überzeugung, dass genau jetzt genau dieses Projekt wichtig ist, sind alle mit großem Engagement, finanziell unterstützt vom Sozialrathaus Gallus, dabei. Einen Song für Griesheim? Locker, machen wir mal eben, sagte das Team vom IB Jugendclub und produzierte einen Ohrwurm für den Stadtteil. Fahnen mit Logo, Plakate, Give-aways? Auch hierfür wurden Kapazitäten geschaffen und das Notwendige neben der alltäglichen Arbeit zusätzlich erledigt. Nicht einmal ein Stromausfall auf der Waldschulstraße am Veranstaltungsvormittag versetzte das Team in Panik. Der Supermarkt konnte die bestellten Brezeln weder aufbacken noch verkaufen, denn Backofen und Kassen waren ohne Strom nicht funktionsfähig. Da hätte der Puls steigen, Nervosität aufkommen können. Aber in der Ruhe liegt die Kraft – es gibt ja noch mehr Supermärkte in Griesheim! Und mit der richtigen Portion Charme war der Supermarktleiter eines anderen Geschäftes schnell überredet, seine gesamte Tagesration Brezeln sofort aufzubacken und zur Verfügung zu stellen. Mit vereinten Griesheimer Kräften wurde der drohende Verpflegungsnotstand abgewendet.
Die Sozialdezernentin, Prof. Dr. Daniela Birkenfeld, würdigte zu Beginn das Engagement für den Stadtteil mit einem Grußwort. Über das lebhafte Hintergrundrauschen der vielen Besucher*innen hinweg ermutigte sie Kinder und Erwachsene, trotz Verschiedenheit und unvermeidbarer Konflikte gut miteinander umzugehen und einander zu respektieren.
Die Griesheimer Vielfalt wurde bei der Veranstaltung am 3. Mai sichtbar – auf der Bühne, im Publikum und an den Mitmach-Ständen. Verschiedene Auftritte von Kindern und Jugendlichen aus den Einrichtungen wechselten sich ab – moderiert von Sonja Schindler (IB Fema – Mädchentreff) und Maximilian Förtner (IB Quartiersmanagement im Frankfurter Programm – Aktive Nachbarschaft), die wie ein eingespieltes Team mit Witz und guter Laune durch das Programm führten. Die Tänze der Kindergruppen und die Rap-Performance der Arche-Kids begeisterten das Publikum, das laut Zugaben forderte. An den Ständen ging es ebenfalls lebhaft zu – eine lange Schlange stand an, um sich Airbrush-Tattoos machen zu lassen – zum Beispiel die „933“ als Symbol für die Hood. Nicht nur Kinder nutzten dieses Angebot, auch Erwachsene hatten Freude an den Tattoos und daran, die eigenen Eltern mit Fotos vermeintlich echter Tätowierungen zu erschrecken.
Als am späten Nachmittag der „Song für Griesheim“ von Jugendlichen des IB Jugendclubs uraufgeführt wurde war klar: das ist ein weiteres Highlight. Der Refrain ging direkt unter die Haut und am Ende konnten schon einige der rund 350 Besucher*innen mitsingen, als es wiederholt hieß „Welcome to Griesheim. We only share love.“
Autorin: Franziska Thies im August 2019